Warum wir Cho aus der Zucht genommen haben?!
Wir sind nun mehrfach gefragt worden warum wir Cho aus der Zucht genommen haben und ob es nicht doch irgendwie möglich ist das sie noch einmal Welpen haben könnte. Aber für uns steht ganz klar fest, dass sie keine Welpen mehr bekommen wird. Cho hatte mit drei Jahren einen wundervollen Wurf und dabei wird es auch bleiben.
Gut ein Jahr nach dem sie ihren Wurf hatte, haben wir bemerkt, dass sie scheinbar nicht mehr so gut hört. Zu Beginn nur gelegentlich. Da die Anfänge mit ihrer Läufigkeit einhergingen, dachten wir auch erst das es einfach mehr ein "nicht hören wollen" ist. Aber die Läufigkeit ging und die Momente in denen sie nicht auf uns reagierte blieben. Mit der Zeit wurden dann aus den kurzen Momenten vereinzelte Tage. Eine ganze Weile war alles wie gewohnt und dann war ein Tag dazwischen an dem sie einfach "nicht zuhören" wollte. Dann war es wieder eine Zeit ganz normal. Aber die Tage an denen es nicht normal war wurden Zusehens mehr. Aufgrund dessen haben wir Cho unserem Tierarzt vorgestellt. Natürlich war es ein Tag wo alles ganz normal war. Cho hat auf das Rascheln von Leckerliebeuteln reagiert und auch sonst sich ganz normal verhalten. Dennoch hat der Tierarzt sie untersucht. Soweit er die Ohren untersuchen konnte war auch alles in bester Ordnung. Es blieb dabei Cho hatte "gute und schlechte Tage". Also haben wir gegoogelt, mit Freunden gesprochen, die im tiermedizinischen Bereich arbeiten und auch befreundete Züchter und Halter gefragt ob sie eine Idee hätten warum Cho phasenweise so schlecht hört. Aufgrund der Meinungen haben wir Cho also wieder zum Tierarzt gebracht. An diesem Tag hörte sie nicht gut, was auch direkt dem Tierarzt auffiel. Wieder haben wir die Ohren nachschauen lassen, aber alles sah bestens aus. Zudem haben wir Blut abnehmen lassen um ein großes Blutbild anfertigen zu lassen, aber auch das war in bester Ordnung.Was auffiel war, dass Cho sich viel mit der Pfote die Ohren kratzte wenn sie nicht so gut hörte. Wobei das Kratzen eher an ein Puhlen erinnerte. Der Tierarzt meinte es könnte vielleicht ein Tinnitus sein. |
Da wir aber mit den Mutmaßungen nicht leben wollten und gerne eine Diagnose haben wollten haben wir dann einen Termin bei einem Spezialisten für einen BAER-Test vereinbart. Der Tierarzt führt regelmäßig diesen Audiometrietest für Dalmatiner oder Cattle Dogs, aber auch bei anderen Hunden oder Katzen, durch.
Der Tag an dem wir den Termin mit Cho hatten war einer der Tage an dem ich gesagt hätte sie hört ganz gut. Es war kein guter Tag aber auch kein wirklich schlechter, wo Cho eigentlich so gut wie gar nicht mehr auf Ansprache reagierte. Cho wurde also in Narkose gelegt und die Elektroden wurden angeschlossen. Ich stand die ganze Zeit neben ihr und konnte die "Piepsgeräusche" wunderbar mitverfolgen.
Aber Cho hatte keine erkennbaren Ausschläge. So wie es eigentlich hätte sein sollen. Die Diagnose: Der Hund ist beidseitig Taub!
Im Nachgespräch fragten wir dann wie es denn sein könnte, dass sie dennoch an manchen Tagen gut auf unsere Ansprache reagiert und ob es nicht doch ein Tinnitus sein könnte aufgrund dessen ihr ein gewisser Frequenzbereich fehlt. Uns war nämlich aufgefallen das Cho deutlich besser auf Karstens Stimme reagiert als auf meine. Und ob es einen Grund gibt warum ein Hund mit vier Jahren anfängt taub zu werden.
Einen Grund kann der Tierarzt leider nicht feststellen. Es könnte aufgrund einer Entzündung, Gabe von Medikamenten über Schlaganfall bis hin zur ererbten Taubheit alles sein. Eine Entzündung oder auch die Gabe von Medikamenten können wir jedoch ausschließen. Unser behandelnder Tierarzt hat weder bei der ersten noch bei der zweiten Untersuchung eine Entzündung feststellen können. Auch hat das Blutbild keine erhöhten Entzündungswerte gezeigt. Zudem hat Cho keine Medikamente eingenommen, noch nicht einmal ein Spot On gegen Zecken oder ähnliches hat sie erhalten.
Aufgrund des sehr deutlichen Testergebnisses hält der Tierarzt eine ererbte Taubheit als am wahrscheinlichsten. Er hat extra noch einmal darauf hingewiesen Cho nicht weiter in der Zucht einzusetzen und auch nicht eine Wurfwiederholung, aus der Cho gefallen ist, zu erwägen.
Das Cho keinen weiteren Wurf nach so einer Diagnose haben wird steht für uns natürlich außer Frage. Ihr Vater Dyson ist kastriert ihre Mutter A´Sheba von den Markenbordern hatte nach Chos Wurf noch zwei weitere Würfe, ist jedoch mittlerweile in Zuchtrente.
Des Weiteren sagte der Tierarzt das es Studien gibt die darauf hinweisen das Taubheit vor allem auf der Mutterlinie vererbt wird, was ein weiterer Grund ist warum wir Cho nicht weiter in der Zucht belassen.
Da wir jedoch zu diesem Zeitpunkt vorhatten Gin in die Zucht zu nehmen haben wir nach seiner Einschätzung diesbezüglich gefragt. Gin hatte uns mit zu Chos Autiometrietest begleitet und ihre Röntgenbilder wurden an diesem Tag in der Praxis gemacht. Seiner Meinung nach steht einem Zuchteinsatz für Gin nichts im Wege. Er hat sie an diesem Tag ausführlich untersucht und sie ist offensichtlich hörend (wie auch alle anderen ihrer Geschwister).
Dennoch haben wir vor, Gin erst einmal nicht in die Zucht zu nehmen. Sie war an diesem Tag noch keine zwei Jahre alt. Cho war bis zu ihrem vierten Geburtstag auch absolut unauffällig und hörend. Wenn Gin in einem ähnlichen Alter ist wie Cho bei ihrer Diagnose und keine Auffälligkeiten zeigt werden wir auch bei ihr einen BAER-Test machen und erst dann werden wir erneut über einen Zuchteinsatz von Gin nachdenken.
Warum Cho nun scheinbar gewisse Dinge hört liegt vermutlich an den erzeugten Schallwellen die sie dann im Ohr spürt, jedoch nicht hört. Denn was genau gesagt wird versteht Cho nicht. Sie schaut einen zwar fragend an, aber den Befehl führt sie in der Regel nicht korrekt aus. Sie achtet seither noch mehr auf Körpersprache oder Sichtzeichen. Wenn man ihr nichts davon anbietet, kann man sehen, dass sie oftmals einfach versucht zu raten was man gesagt haben könnte und macht einen "Befehl" nach dem anderen, bis sie dann für den richtigen gelobt wird.
Sie darf weiterhin mit Karsten an den Schafen arbeiten. Die Grundprinzipien und "Kommandos" hat sie noch hörend gelernt und aufgrund von Körpersprache kann sie von Karsten auch noch gut gelenkt werden. Man merkt jedoch deutlich, dass es unheimlich anstrengend für sie ist gleichzeitig auf das Vieh und Karsten zu achten. Ihre Trainingseinheiten sind dadurch deutlich kürzer, weil sie viel schneller unkonzentriert wird durch die permanente visuelle Kommunikation mit Karsten und Schafen.
Manches ist aufgrund der Taubheit mittlerweile jedoch einfach unmöglich wie zum Beispiel wegtreiben, da sie dann keinerlei Blickkontakt zu Karsten mehr hat.
Aber sie liebt die Arbeit mit ihrem Karsten und ist Gott sei Dank ein absolut zufriedener tauber Hund.
Leider findet man im Internet relativ wenige Infos zu Taubheit beim Border Collie. Es gibt die eine oder andere Veröffentlichung für taube Border Collies mit hohem Weißanteil oder aus Merleverpaarungen. Beides trifft jedoch bei Cho nicht zu.
Was ich jedoch finden konnte:
Border Collies can suffer from various types of deafness. The more common appears to be congenital (present at birth), with puppies often being tested with BAER hearing tests around the age of 6 weeks. The test involves inserting electrodes just under the skin around the tested ear, and then sending sounds through a headphone to the ear. The electrodes allow us to see the brain's response, and it is therefore possible to identify a unilaterally deaf puppy (which is it usually fairly impossible to pick out from a normally hearing dog). The BAER test can be carried out at any age, although the dog does need to allow the test and be able to relax during it, and as such sedation my be required to test an adult dog. It is currently unknown how this type of deafness is inherited in Border Collies, but it has been shown that there is a higher incidence of unilateral / bilateral puppies from a deaf dam.
There also appears to be a non-congenital form of deafness in Border Collies, which tends to start being present between the ages of 4 and 6 years old. The dogs do not always go completely deaf, they just appear to go hard of hearing (in a similar way to an older dog). This condition is also believed to be hereditary.
Quelle: Anadune
Vor allem der zweite Abschnitt kommt den Symptomen von Cho sehr nahe und deckt sich auch in vielen Aussagen die der Tierarzt uns gesagt hat.